Steuerrecht der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE/ Dubai)Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gehören zu den steuerlich attraktivsten Ländern der Welt und ziehen durch ihre günstigen steuerlichen Rahmenbedingungen Unternehmer, Unternehmen und Investoren aus der ganzen Welt an. Das Steuerrecht der VAE ist einzigartig, da es auf einem territorialen Besteuerungssystem basiert und in vielen Bereichen auf Steuern verzichtet. Dieser Überblick behandelt die steuerlichen Regelungen der VAE, ihre Attraktivität sowie die rechtlichen und wirtschaftlichen Anforderungen.
1. Grundlagen des Steuerrechts der VAEa) Steuerliche Grundstruktur- Die VAE sind bekannt für keine oder niedrige Steuern in vielen Bereichen, wodurch sie als eines der steuerfreundlichsten Länder der Welt gelten.
- Die Steuerhoheit liegt primär bei den Emiraten selbst. Es gibt nationale Regelungen, jedoch auch emiratspezifische Vorschriften.
b) Grundprinzip: Territorialbesteuerung- Die VAE besteuern nur Einkünfte, die im Inland erzielt werden.
- Ausländische Einkünfte: Einkünfte, die außerhalb der VAE erwirtschaftet werden, sind in der Regel steuerfrei.
2. Steuerarten in den VAEa) Einkommensteuer- Keine persönliche Einkommensteuer: In den VAE wird keine Einkommensteuer auf Arbeitseinkünfte oder private Einkünfte erhoben.
- Kapitalerträge und Dividenden: Es gibt keine Steuer auf Kapitalerträge, Dividenden oder andere Einkünfte aus Vermögen.
b) Körperschaftsteuer- Historisch: Es gab bisher keine landesweite Körperschaftsteuer, außer im Erdöl- und Gasbereich sowie bei ausländischen Banken.
- Neu eingeführt (ab 1. Juni 2023):
- Körperschaftsteuer von 9 % auf Gewinne über 375.000 AED (~100.000 €).
- Gewinne unter 375.000 AED bleiben steuerfrei.
- Unternehmen in Freihandelszonen bleiben unter bestimmten Bedingungen steuerfrei (siehe unten).
c) Mehrwertsteuer (VAT)- Einführung: Die Mehrwertsteuer wurde am 1. Januar 2018 eingeführt.
- Regelsatz: 5 % auf Waren und Dienstleistungen.
- Ausnahmen: Viele Bereiche, wie Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen, sind von der Mehrwertsteuer befreit oder mit einem Nullsatz belegt.
d) Zoll- Die VAE erheben moderate Zölle, wobei der Standardsatz 5 % beträgt.
- In den Freihandelszonen der VAE sind Waren oft zollfrei.
3. Steuerliche Vorteile der Freihandelszonen (Free Zones)Die VAE bieten zahlreiche Freihandelszonen, die besonders steuerlich attraktive Bedingungen schaffen. Zu den bekanntesten zählen die Dubai Multi Commodities Centre (DMCC), die Dubai International Financial Centre (DIFC) und die Abu Dhabi Global Market (ADGM). a) Vorteile für Unternehmen in Freihandelszonen- Körperschaftsteuerbefreiung: Unternehmen, die ausschließlich innerhalb der Freihandelszonen oder mit ausländischen Kunden Geschäfte machen, sind von der Körperschaftsteuer befreit.
- Keine Quellensteuer: Keine Steuern auf Dividenden, Lizenzgebühren oder sonstige grenzüberschreitende Zahlungen.
- 100 % ausländische Eigentümerschaft: Anders als auf dem Festland können Unternehmen in Freihandelszonen vollständig im Besitz von Ausländern sein.
- Zollfreiheit: Importierte Waren sind in Freihandelszonen von Zöllen befreit.
b) SubstanzanforderungenUnternehmen in Freihandelszonen müssen wirtschaftliche Substanz nachweisen, um von Steuerbefreiungen zu profitieren: - Physische Präsenz (z. B. Büroräume).
- Lokales Personal.
- Geschäftstätigkeit, die den Anforderungen der Economic Substance Regulations (ESR) entspricht.
4. Regelungen für Privatpersonena) Keine Einkommensteuer- Es wird keine Einkommensteuer auf Gehälter, Kapitalerträge oder Dividenden erhoben.
- Ideal für Arbeitnehmer und Freelancer, die global tätig sind.
b) Einfache Steuerstruktur- Privatpersonen unterliegen in den VAE keiner Verpflichtung zur Steuererklärung oder -registrierung.
c) Residenzprogramme- Durch die Beantragung eines Wohnsitzvisums (z. B. Golden Visa oder Freelancer-Visa) können ausländische Personen von den steuerlichen Vorteilen der VAE profitieren.
5. Anforderungen an steuerliche Substanz (Economic Substance Regulations - ESR)Um internationalen Standards zu entsprechen, haben die VAE Vorschriften zur wirtschaftlichen Substanz eingeführt. Diese gelten für Unternehmen, die in den folgenden Tätigkeitsfeldern aktiv sind: - Banking.
- Versicherungen.
- Investmentfonds.
- Intellectual Property (IP).
- Vertrieb und Logistik.
Pflichten: Unternehmen müssen nachweisen, dass sie: - In den VAE tätig sind.
- Lokale Mitarbeiter und Infrastruktur nutzen.
- Wesentliche Managemententscheidungen in den VAE getroffen werden.
6. Steuerliche Herausforderungen und Risikena) Substanznachweise- Unternehmen müssen ihre wirtschaftliche Tätigkeit in den VAE nachweisen, um steuerliche Vorteile zu nutzen.
b) OECD-konforme Mindeststeuer- Die Einführung der globalen Mindeststeuer von 15 % könnte langfristig die Steuerfreiheit in den VAE beeinflussen.
c) Doppelbesteuerung- Ohne Doppelbesteuerungsabkommen können Einkünfte im Ausland erneut besteuert werden.
d) Internationale Vorschriften- Die VAE haben sich internationalen Standards wie den BEPS-Maßnahmen (Base Erosion and Profit Shifting) und der Anti-Tax Avoidance Directive (ATAD) angeschlossen.
7. Doppelbesteuerungsabkommen der VAEDie VAE haben über 100 Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) abgeschlossen, unter anderem mit Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diese Abkommen dienen dazu: - Doppelbesteuerung zu vermeiden.
- Steuerliche Vorteile für Unternehmen und Privatpersonen zu schaffen.
- Klarheit über Besteuerungsrechte zwischen den Staaten zu schaffen.
8. Vergleich der VAE mit anderen steuerlich günstigen StaatenKriterium | VAE | Malta | Zypern | Irland |
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Einkommensteuer | Keine | Bis zu 35 % (progressiv) | Bis zu 35 % (progressiv) | Bis zu 40 % (progressiv) | Körperschaftsteuer | 0 % / 9 % (ab 2023) | 35 %, effektiv 5 % | 12,5 % | 12,5 % | Dividendensteuer | Keine | Keine für ausländische | Keine für ausländische | Keine für EU/EWR | Mehrwertsteuer | 5 % | 18 % | 19 % | 23 % |
9. Steuerliche Attraktivität der VAEDie VAE bieten ein äußerst günstiges steuerliches Umfeld mit keiner oder niedriger Besteuerung in vielen Bereichen. Besonders vorteilhaft ist die Kombination aus steuerlichen Vorteilen, internationaler Vernetzung und einer modernen Infrastruktur. Durch die Einführung einer Körperschaftsteuer und die Umsetzung internationaler Vorschriften sichern die VAE ihre Attraktivität, bleiben jedoch ein steuerliches Paradies für Unternehmer und Privatpersonen, die international tätig sind. Wichtig: Eine fundierte steuerliche Beratung ist unerlässlich, um die Vorteile der VAE legal und effektiv zu nutzen und gleichzeitig internationale Anforderungen zu erfüllen. |